Sonntag, 6. Mai 2012

Unwissenheit kann Überraschungen bescheren

Ich liebe Bücher. Da liegt es nach, dass ich auch mal zu einer Lesung gehen. So auch gestern Abend. Im Flyer der Volksbühne hatte ich vor mehreren Tagen eine interessante Buchpremiere entdeckt: T.C. Boyle >>Wenn das Schlachten ein Ende hat<< Die Beschreibung der Veranstaltung hat mich neugierig gemacht. Also bin ich gestern los. Es hat mich schon stutzig gemacht, dass so viele Leute sich versammelt haben, um sich die Buchvorstellung anzusehen. Der große Saal der Volksbühne fast ungefähr 1000 Leute - und er war bis auf den letzten Platz gefüllt. All das ist ja in Berlin noch nicht sehr außergewöhnlich. Erst als Martin Scholz, Redakteur der Berliner Zeitung, einige einführende Worte sagte dämmerte es mir. T.C. Boyle ist einer der amerikanischen Autoren. Ich hatte ja keine Ahnung. Umso gespannter war ich auf das was da folgte. Als T.C. Boyle auf die Bühne trat war ich ein weiteres Mal sehr überrascht. Gerechnet hätte ich mit einem Mann mittleren Alters in einem adretten Anzug. Doch Boyle ist, wie im späteren Gespräch herauskommt, auch ein Rocker. Er trägt ein auffälliges Shirt, schwarze Jeans, legere Schuhe und ein knall rotes Jackett. Seine Haare, die schon sehr licht geworden sind, stehen ihm vom Kopf ab. Ich schätze ihn auf Mitte sechzig. Alles in allem ist er eine sehr sympathische Erscheinung. Mein erster Eindruck bestätigt sich auch im weiteren Verlauf des Abends. Zu Beginn liest der Autor einen kurzen Abschnitt aus seinem neuen Roman >>Wenn das Schlachten ein Ende hat<<, im Anschluss sitzt er mit Martin Scholz im Chat. Der Redakteur stellt T.C. Boyle Fragen, die von Lesern eingeschickt wurden. Einige sind schon sehr intim. T.C. Boyle reagiert jedoch immer locker, lustig und mit reichlich Ironie. Das macht ihn mir noch sympathischer. 
Im Nachhinein bin ich froh nicht gewusst zu haben mit wem ich es an diesem Abend eigentlich zu tun habe. Meine Unwissenheit hat mir eine wunderbare Überraschung beschert, die mir auch heute noch die ganze Zeit durch den Kopf schwirrt. Ich habe völlig unvoreingenommen einen ausgezeichneten Autor aus nächste Nähe bewundern können. Was für ein schönes Erlebnis.

Martin Scholz mit T.C. Boyle im Interview. (v.l.)

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